Vorlage - 2010/138
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Die Maßnahmen sowie der Kostenplan des Projektes „Stark von Anfang an“ (ehemals KoPF) werden in der vorgelegten Form beschlossen.
Das Team des Präventionsprojektes „Stark von Anfang an. Frühe Förderung für Familien“ (ehemals KoPF) hat am 01. November 2009 seine Arbeit aufgenommen und in einer ersten Planungsphase die Eckpunkte einer Rahmenkonzeption erarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Lenkungsgruppe und dem Fachcontrolling wurden zunächst die Leit-, Rahmen- und Handlungsziele des Projektes definiert (s. Anlage „Projektstrukturplan“):
Als strategische Leitziel des Projektes wurde folgende Aussage formuliert:
„Mit Schuleintritt sollen alle Kinder im Landkreis Peine gleich gute Ausgangsbedingungen für ihre weitere Entwicklung und Bildungslaufbahn haben“
Dieser Formulierung lag die Überlegung zugrunde, dass Kinder im Vorschulalter aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen, in denen sie aufwachsen, oft nicht die gleichen Chancen haben, sich zu entwickeln und deshalb schon mit unterschiedlichen Voraussetzungen ins Schulleben starten. Dem soll mit dem Projekt „Stark von Anfang an“ entgegengewirkt werden.
Als Rahmenziele wurden daraus 3 Aufgabenschwerpunkte des Projektes abgeleitet:
- Sozialraumorienterte Ergänzung der vorhandenen Angebotsstruktur für 0-6 Jährige und ihre Familien im Sinne einer Präventionskette
Nach erfolgter Bedarfsanalyse und Bestandsermittlung sollen in grundlegenden Förderbereichen in den einzelnen Sozialräumen des Landkreises vorhandene Angebotslücken durch passgenaue Angebote geschlossen werden, so dass eine Kette ineinander greifender Angebote von der Schwangerschaft bis zur Einschulung entsteht. - Aufbau eines Kooperationsnetzwerks „Frühe Förderung für Familien“
Vernetzung vorhandener Initiativen und Akteure im Bereich Früher Hilfen zur Vermeidung von Parallelstrukturen und Schaffung von Synergie-Effekten - Aufbau einer zentralen Koordinierungs- und Informationsstelle zum Thema „Frühe Hilfen“ für Zielgruppen und Kooperationspartner
Multimediale Präsentation der bestehenden Angebote im Bereich Früher Hilfen auf der Grundlage einer Datenbank aller vorhandenen Angebote sowie öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zu neuen Angeboten
Das Projekt richtet sich grundsätzlich an alle Kinder im Landkreis Peine von 0–3 und 3–6 Jahren und deren Familien, insbesondere an Kinder aus Familien in psychosozialen Belastungssituationen, Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder aus Einelternfamilien sowie Kinder mit anderen besonderen Bedarfen.
Da es sich insbesondere bei dem ersten Aufgabenschwerpunkt um ein komplexes Aufgabengebiet handelt, bei dem verschiedene Dimensionen wie Kindesalter, Sozialraum und Förderbereich Berücksichtigung finden müssen, war es notwendig, für die erste Umsetzungsphase (2010 / 2011) Arbeitsschwerpunkte festzulegen.
Das Projekt-Team und die Lenkungsgruppe einigten sich darauf, sich zunächst auf Angebote für Kinder von 0-3 Jahren in den Sozialräumen mit den größten Bedarfen in Bereichen mit den größten Defiziten zu konzentrieren.
Hierzu bedurfte es zunächst einer landkreisweiten, sozialraumorientierten Bedarfserhebung.
Von zentraler Bedeutung waren hier neben statistischen Daten, die Aufschluss über das Vorhandensein von Risikofaktoren geben, die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen, sind sie doch zur Zeit die wichtigste Informationsquelle im Hinblick auf Förderbedarfe. Auch wenn sie den Status der 5-jährigen festhalten, lassen sie Rückschlüsse auf „verpasste Chancen“ in der Vergangenheit zu. Daneben wurden Interviews mit pädagogischen Fachkräften geführt sowie eine Bedarfsabfrage bei Eltern mit Kindern im Alter von 0-1 Jahren durchgeführt.
Die Daten wurden nicht geschlechtsdifferenziert erhoben bzw. ausgewertet, da auch bei den vorhandenen Angeboten für 0-6 Jährige nicht nach Geschlecht differenziert wird.
Im Hinblick auf die verschiedenen Entwicklungs- (und damit möglichen Förder-) bereiche können folgende Ergebnisse festgehalten werden:
- Im Schnitt zeigen ca. 19 % der Kinder zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchungen Sprachauffälligkeiten, wobei es sich dabei bei 1/3 um deutsche Kinder, bei den restlichen 2/3 um Kinder mit Migrationshintergrund handelt.
- Der Anteil der insgesamt motorisch auffälligen Kinder (grob- und/oder feinmotorisch) liegt bei etwa 15 %.
- Der Anteil der verhaltensauffälligen Kinder liegt bei ca. 12 % (wobei ca. 2 % davon bereits eine psychologische oder psychiatrische Therapie brauchen!)
Hier besteht Förderbedarf im Bereich der sozialen und emotionalen Entwicklung. Von entscheidender Bedeutung für eine positive sozial-emotionale Entwicklung ist die Eltern-Kind-Beziehung. Ansatzpunkt deshalb hier: Angebote zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung
Im Hinblick auf die verschiedenen Sozialräume im Landkreis zeigte sich, dass
- der Anteil der Vorschulkinder in der Stadt und den Orteilen von Peine zahlenmäßig am größten im Landkreis ist, gefolgt von Vechelde, Edemissen und Lengede,
- der Sozialraum mit dem größten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund die Stadt Peine (47 %) ist, gefolgt von Lengede (22 %) und Ilsede (16 %); der Landkreis-Durchschnitt liegt bei ca. 20 %.
- der Anteil bildungsferner Familien in der Stadt Peine am größten ist (53 %), gefolgt von Ilsede(29 %) und Lengede (25 %)
- der Anteil der Kinder mit Entwicklungsdefiziten (wobei diese hier nicht näher aufgeschlüsselt sind) in der Stadt Peine am höchsten ist (45 %), gefolgt von Ilsede (35 %) sowie Lahstedt und Lengede (beide 29 %)
Im Hinblick auf die Art der benötigten Angebote geben insbesondere die Befragungen der Fachkräfte und der Eltern Auskunft. Hier wurden folgende Bedarfe geäußert:
- niedrigschwellige Elternangebote zur Förderung der Eltern-Kind-Interaktion
- niedrigschwellige Elternangebote insbesondere für junge Eltern, um Überforderungssituationen von vornherein zu vermeiden
- Gruppenangebote für Kinder
- Niedrigschwellige Bewegungsangebote für Kleinkinder
- Informationen, wo bei Bedarf Hilfen erhalten werden können
Aufgrund dieser Ergebnisse einigten sich die Projekt-Mitarbeiterinnen und die Lenkungsgruppe auf folgende erste Handlungsschwerpunkte:
- Zielgruppe zunächst Familien mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren
- Angebote zunächst schwerpunktmäßig in der Stadt Peine und der Gemeinde Ilsede
- Niedrigschwellige Eltern-Angebote zur Förderung einer angemessenen (feinfühligen) Eltern-Kind-Interaktion
- Erweiterung der vorschulischen Sprachförderangebote für Kinder mit Migrationshintergrund und deutsche Kinder
- Niedrigschwellige Alltagshilfen zur Vermeidung von Überforderungssituationen
Nach eingehender Sichtung vorhandener Förderprogramme und deren Prüfung im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit auf Peiner Bedarfe haben die Projekt-Mitarbeiterinnen der Lenkungsgruppe folgende Programme als Basisangebot für die erste Projektphase vorgeschlagen (s. Anlage):
- Erziehungslotsen:
Ein Hausbesuchsprogramm mit qualifizierten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zur Verhinderung von Überlastungssituationen in Familien - FuN Baby
Eine Weiterentwicklung des Familienprogramms FuN für junge, sozial benachteiligte und bildungsungewohnte Familien, einschl. Familien mit Migrationshintergrund mit Babys bis zu etwa 1,5 Jahren - FuN Kleinkind
Eine Weiterentwicklung des Familienprogramms FuN für Familien mit Kindern von 1,5 – 3,5 Jahren - Griffbereit
Ein Programm zur Elternbildung, frühkindlichen Förderung und Förderung von Mehrsprachigkeit für Kinder im Alter von 1-3 Jahren und deren Eltern mit Migrationshintergrund und bildungsfernem Alltag
Daneben wurde für die Gemeinde Ilsede das Angebot „Begleitete Mutter-Kind-Gruppen“ entwickelt. Hierbei handelt es sich um moderierte Treffen von Müttern aus unterschiedlichen Kulturen und ihren Kindern im Alter von 0-2 Jahren
Für die Planung und Durchführung der Angebote wird zu berücksichtigen sein, dass Frauen in den Familien den Großteil der Erziehungsverantwortung übernehmen.
Bei der Erstellung des Kostenplanes wurde berücksichtigt, dass dieses Basisangebot auch nachhaltig sicher gestellt werden kann.
Der Projektstrukturplan sowie die Vorschläge des Projektteams zur Umsetzung erster Angebote sowie der Kostenplan für 2010 / 2011 liegen dieser Beschlussvorlage bei. Sie wurden der Lenkungsgruppe bereits präsentiert, mit ihr diskutiert und von dieser positiv aufgenommen.
Gender-Check
Die Daten wurden nicht geschlechtsdifferenziert erhoben bzw. ausgewertet, da bei den vorhandenen Angeboten für 0 - 6-jährige nicht nach Geschlecht differenziert wird. Für die Planung weiterer Angebote und insbesondere bei der Umsetzung wird zu berücksichtigen sein, dass Frauen in den Familien den Großteil der Erziehungsverantwortung übernehmen.