Vorlage - 2014/121
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Einführung
Das Ziel einer örtlichen Pflegeplanung ist die Erfassung des aktuellen Ist-Standes und der zu erwartenden Entwicklung bei der Versorgung der Bevölkerung mit pflegerischen Leistungen. Auf diese Weise soll durch die frühzeitige Erkennung und den rechtzeitigen Abbau von etwaigen Engpässen die pflegerische Versorgung sichergestellt werden.
Rechtsgrundlagen
Die Belange der sozialen Pflegeversicherung sind im Sozialgesetzbuch XI (SGB XI) geregelt. Zur Umsetzung dieses Gesetzes wurde in Niedersachsen das Niedersächsische Pflegegesetz (NPflegeG) verabschiedet. Nach § 3 NPflegeG sollen u.a. die Landkreise für ihr Gebiet räumlich gegliederte Pflegeberichte (Örtliche Pflegeberichte) über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der pflegerischen Versorgung erstellen.
Definition
Pflegebedürftig im Sinne des SGB XI sind Personen, die „wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Lauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße (…) der Hilfe bedürfen“. Demnach können Angehörige aller Altersgruppen pflegebedürftig werden.
Ziel des Pflegeberichts
Mit dem Örtlichen Pflegebericht verfolgt der Landkreis Peine zunächst das Ziel, den Bestand der pflegerischen Angebote darzustellen. Des Weiteren soll der zukünftige Bedarf an pflegerischer Versorgung unter Berücksichtigung der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung und deren Altersstruktur geschätzt werden, um auch in Zukunft eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleisten zu können.
Sozialraumbeschreibung
Der Landkreis Peine ist in seiner jetzigen Form im Rahmen der Gebietsreform 1974 entstanden. Seine Gesamtfläche umfasst 534,93 qkm (Stand: 31. Dezember 2012). Die größte kreisangehörige Kommune ist die Stadt Peine mit 119,65 qkm, gefolgt von der Gemeinde Edemissen mit 103,67 qkm. Die Spannbreite der Flächenverteilung reicht von 119,65 qkm (Stadt Peine) bis 28,45 qkm (Gemeinde Ilsede).
Die Bevölkerung des Landkreises Peine ist nach vielen Jahren der Steigung seit 2006 rückläufig. Der Verlust im Jahre 2012 im Vergleich mit 2006 beläuft sich auf 3247 Personen (= -2,42%). Der Anteil der ausländischen Bevölkerung verläuft wellenförmig, allerdings mit abnehmender Tendenz. Das kann jedoch eine Folge von verstärkten Einbürgerungsbemühungen sein.
Demographische Entwicklung:
Die Prognosen gehen von einer weiter sinkenden Gesamtbevölkerung aus. Eine Unterscheidung zwischen Deutschen und Ausländern/-innen findet bei diesen Prognosen nicht statt.
Des Weiteren gehen die Prognosen von einer Verschiebung der Altersstruktur aus, d.h. die Personengruppe >60 Jahre wird ihren Anteil vergrößern, insbesondere die Gruppe > 65 Jahre. Dabei wird sich der Anteil der Frauen gegenüber dem der Männer insgesamt leicht erhöhen, während in der Altersgruppe > 65 jahre der Anteil der Männer hinzugewinnen und sich der Abstand verringern wird.
Gesellschaftliche Veränderungen
Die gesellschaftlichen Bedingungen verändern sich durch die zunehmende Berufstätigkeit und die berufliche Inanspruchnahme von Frauen; die geografische Mobilität, die zur räumlichen Trennung zwischen Kindern und ihren pflegebedürftigen Eltern führen kann; die Auflösung von Familien durch Trennung bzw. Scheidung sowie einer deutlichen Zunahme von Ein-Personen-Haushalten und die Reduzierung der familiären Verantwortung auf weniger Kinder als bisher als Folge des Geburtendefizits. Damit ist von einer Abnahme des häuslichen Pflegepotenzials bei steigender Zahl von Pflegebedürftigen auszugehen.
Ambulante Pflege
Die Anzahl der Pflegedienste, des eingesetzten Personals und der versorgen Personen ist von 2001 bis 2011 gestiegen. Der Flächenindex, also die Fläche, die von einer Pflegekraft rechnerisch abgedeckt werden muss, ist gesunken. Der Anteil der versorgten Personen mit Pflegestufe 1 ist stark gestiegen. Der Anteil der Pflegebedürftigen > 70 Jahre nimmt zu. Der Anteil der Frauen steigt, während der Anteil der Männer gesunken ist.
Die Prognose bei gleichbleibender Nachfrage zeigt eine Steigerung auf Grund der Verschiebungen in der Altersstruktur. Hinzu kommen weitere Einflussfaktoren wie beispielsweise Anreize durch staatliche Förderung, steigende Arbeitsbelastung, insbesondere durch den steigenden Anteil der erwerbstätigen Frauen, die zu einem weiteren Schub führen können. Es ist in diesem Bereich also mittelfristig mit einer Steigerung bei der Nachfrage zu rechnen. Gleichzeitig wird sich der Anteil der Männer unter den Nachfragenden erhöhen. Möglicherweise könnte der Anstieg durch Maßnahmen im Bereich der Prävention abgemildert werden.
Teilstationäre Pflege
Dieser Bereich umfasst Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen, die nur tagsüber (Tagespflege) oder nur nachts (Nachtpflege) die Pflege, Unterbringung und Verpflegung bereitstellen. Es handelt sich also um eine Begleitung der häuslichen Pflege, wenn diese nicht in ausreichendem Maße gewährleistet werden kann. Damit gehören zur Zielgruppe der Tagespflege Personen, deren häusliche Betreuung und Pflege sowohl in der Nacht als auch am frühen Morgen, am Abend und in der Regel am Wochenende anderweitig sichergestellt ist und deren dauerhaft vollstationäre Pflege zu vermeiden oder hinauszuzögern ist. Derzeit sind im Landkreis Peine sechs Tagespflegeeinrichtungen mit siebenundachtzig Plätzen vorhanden. Eine statische Erfassung der Belegung erfolgt wegen der sich täglich ändernden Belegung nur eingeschränkt. Anhand des geringen Materials von eine stärkere Nutzung am Stichtag (16 Personen in 2012, 58 Personen in 2014) festzustellen.
Für den teilstationären Bereich ist die Abgabe einer Prognose auf Grund des geringen Datenmaterials äußerst schwierig. Grundsätzlich dürfte auf Grund der Verschiebungen in der Altersstruktur eine Steigerung zu erwarten sein. Die bereits erfolgte Ausweitung der vorhandenen Platzzahl ist hier als Indiz für eine zukünftig steigende Nachfrage zu werten.
Vollstationäre Pflege sowie Kurzzeitpflege
Im vollstationären Bereich gibt es mit Altenwohnungen, Betreutem Wohnen, Altenheimen und Pflegeheimen ein breit gefächertes Angebot. In diesem Bericht stehen die vollstationären Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt.
In jeder der acht kreisangehörigen Kommunen gibt es mindestens eine Einrichtung der vollstationären Pflege. Das Gros der Bewohner/innen ist ≥ 80 Jahre, der Anteil der ≥ 60 bis < 70-jährigen Personen sinkt. Möglicherweise greifen hier die ambulanten Angebote. Der Anteil der Männer liegt weit unter dem Anteil der Frauen, aber er holt auf, so dass eine Annäherung der Werte nicht zu übersehen ist. Der Anteil von Pflegebedürftigen mit Pflegestufe 2 war bislang am höchsten, aber erstmals im Jahre 2011 ist es Pflegestufe 1. Dabei ist die Wende bei beiden Geschlechtern eingetreten.
Bei gleichbleibender Nachfrage ist mit einem Anstieg der Nachfrage im vollstationären Bereich zu rechnen. Dabei ist eine Zunahme bei den Personen im Alter von ≥ 70 Jahren abzusehen. Des Weiteren wird sich der Anteil der Männer erhöhen, so dass sich die Anteile von Männern und Frauen weiter angleichen werden. Dies dürfte nicht nur Auswirkungen auf das vorgehaltene pflegerische Angebot haben, sondern zugleich den Bereich der Freizeitgestaltung beeinflussen, da Männer und Frauen ein durchaus unterschiedliches Freizeitverständnis haben.
Kurzzeitpflege
Hierbei handelt es sich um ein vollstationäres Angebot, bei dem die Aufenthaltsdauer der Nutzerin/des Nutzers von Anfang an zeitlich begrenzt ist. Man unterscheidet zwischen ‚Kurzzeitpflegeplätzen‘ und ‚eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen‘: Während ‚echte‘ Plätze dauerhaft für den Zweck der Kurzzeitpflege zur Verfügung stehen, handelte es sich bei den eingestreuten Plätzen um eigentlich dauerhaft zu belegende vollstationäre Pflegeplätze, die nur dann für die Kurzeitpflege zur Verfügung stehen, wenn ein freier Platz nicht gerade für einen dauerhaften Einzug benötigt wird.
Das Angebot an Plätzen für die Kurzzeitpflege ist bis zum Jahre 2012 gestiegen und verharrt seitdem bei 34 Plätzen. Eingestreute Kurzzeitpflegeplätze sind vereinzelt noch vorhanden, jedoch variiert deren Zahl entsprechend der Nachfrage. Anhand der verfügbaren Daten zeigt sich eine zurückgehende Nachfrage bei den festen Plätzen. Bezüglich der Ursachen liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Für den Bereich der Kurzzeitpflege ist es, wie schon für den teilstationären Bereich, angesichts des geringen Datenmaterials schwierig, eine Prognose der zukünftigen Entwicklung abzugeben. Dennoch dürfte auch hier angesichts der demographischen Entwicklung mit einer Zunahme der Nachfrage zu rechnen sein. Die Ausweitung der Platzzahl scheint dafür trotz der sinkenden Auslastung ein Indiz zu sein.
Die vollständige Fassung des Örtlichen Pflegeberichtes für den Landkreis Peine ist dieser Vorlage beigefügt.
Anlagen: | |||||
Nr. | Name | ||||
1 | 2.Örtlicher Pflegebericht (698 KB) |