Vorlage - 2013/038
|
|
Die im Psychiatrieplan enthaltenen Handlungsempfehlungen werden beschlossen:
- Der Landkreis Peine ergreift und fördert Initiativen zum Ausbau bedarfsgerechter und bedürfnisangepasster gemeindepsychiatrischer aufsuchender und selbsthilfefördernder*) ambulanter Versorgungsstrukturen
- Der Landkreis Peine ergreift und fördert Initiativen zur Errichtung eines psychiatrischen/psychosozialen Kriseninterventionsdienstes
Die Versorgung von chronisch psychisch kranken Menschen ist im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge eine Grundaufgabe der Landkreise. Das NPsychKG regelt in § 5 die „Verpflichtung zu Hilfen“ und in § 8 „die Zusammenarbeit der Anbieter von Hilfen“ in Sozialpsychiatrischen Verbünden.
In der UN-Behindertenrechtskonvention werden die Menschenrechte von behinderten Menschen festgeschrieben und die soziale Inklusion gefordert. Sie stärkt das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen und fordert die Vertragsstaaten auf, gemeindenahe Dienste oder persönliche Assistenzen vorzuhalten.
In den letzten Jahrzehnten ist ein komplexes Hilfesystem entstanden, das in aktuellen sozialpsychiatrischen Diskussionen seit Jahren als nicht mehr bedarfsgerecht gesehen wird.
Auch die neue Landesregierung in Hannover sieht eine „dringend notwendige Verbesserung der psychiatrischen Versorgung“.
Im vorliegenden Psychiatrieplan wird eine Bewertung des im Landkreis Peine bestehenden Angebots an Hilfen vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Bewertung zeigen eine weitgehende Übereinstimmung bei den hier aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommenen Bedarfen und die Notwendigkeit für eine Reform der Versorgungssysteme. Die Ergebnisse einer systematischen Nutzer/innenbefragung (eine Bewertung der sozial-psychiatrischen Versorgungslandschaft im Landkreis Peine durch Betroffene und Angehörige) zeigen:
- Ambulante medizinische und psychotherapeutische Hilfen sind weder ausreichend noch bedürfnisgerecht verfügbar
- Der soziale Abstieg ist eine regelmäßige Folge chronischer psychischer Erkrankung
- Es besteht keine Chancengleichheit für psychisch kranke Menschen im Arbeitsleben
- Gesellschaftliche Teilhabe scheitert oft an sozialer Akzeptanz und fehlenden Geldmitteln
- Psychisch kranke Menschen profitieren von multiprofessioneller Unterstützung und auch nicht-professionelle Hilfen haben einen hohen Wert
Folgende zentrale Handlungsempfehlungen, die aus dem Psychiatrieplan 2012 abzuleiten sind, werden in einer Beschlussvorlage als Empfehlungen für das politische Handeln in geeigneter Form über den Ausschuss für Gleichstellung, Arbeit und Soziales an den Kreistag des Landkreises Peine weitergegeben:
- Der Landkreis Peine ergreift und fördert Initiativen zum Ausbau bedarfsgerechter und bedürfnisangepasster gemeindepsychiatrischer aufsuchender ambulanter Versorgungsstrukturen
Das bestehende Angebot des Versorgungskrankenhauses AWO-Psychiatriezentrums Königslutter sollte daher dahingehend modifiziert werden, dass eine solche aufsuchende Behandlung ermöglicht wird. Der von Königslutter geplante Schritt einer gerontopsychiatrischen Tagesklinik in Peine ist hier ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen.
- Der Landkreis Peine ergreift und fördert Initiativen zur Errichtung eines psychiatrischen/psychosozialen Kriseninterventionsdienstes
In Verbindung mit dem Ausbau ambulanter Versorgungsstrukturen ist ein Kriseninterventionsdienst ein geradezu notwendiger Baustein innerhalb der bedürfnisangepassten und personenzentrierten Hilfe für Menschen in seelischen Notlagen. Die Verwaltung wird dabei auch die Möglichkeit eines fachdienstübergreifenden Kriseninterventionsdienstes prüfen.
Gender Check
Die angestrebte Verbesserung der psychiatrischen Versorgung kommt sowohl Frauen und Männern zugute. Wenn diese grundsätzliche Veränderung erreicht ist, kann ein geschlechtersensibles Angebot entwickelt werden.
Anlagen: | |||||
Nr. | Name | ||||
1 | Psychiatrieplan 2012 TOP 7 (4065 KB) |