Vorlage - 2020/775
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Im Budget enthalten: | --- | Kosten (Betrag in €): | --- | ||
Mitwirkung Landrat: | nein | Qualifizierte Mehrheit: | nein | ||
Relevanz | |||||
Gender Mainstreaming | nein | Migration | nein | ||
Prävention/Nachhaltigkeit | ja | Bildung | nein | ||
Klima-/Umwelt-/Naturschutz | ja |
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Der als Anlage beigefügte Antrag der CDU-Kreistagsfraktion vom 12.9.20 auf Behandlung im
KA / KT wurde entsprechend Vorlage 2020/743 in den Sitzungen von KA und KT am 07.10.20 zur weiteren Beratung in den Fachausschuss verwiesen.
Inhaltsbeschreibung:
Das in den 1960er Jahren in Betrieb genommene Steinkohle-Kraftwerk Mehrum mit einer
Leistung von ca. 750 Megawatt wird im Zuge der deutschlandweiten Beendigung der
Kohleverstromung stillgelegt und wird spätestens 2026 vom Netz gehen.
Im Zuge der Energiewende hin zu einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren
Energien wird zukünftig einer flexiblen und langfristigen Speichermöglichkeit für Energie und
der netzdienlichen Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr eine immer höhere
Bedeutung zukommen. Zur Energiespeicherung, die über batterieelektrische Kapazitäten
hinausgeht, eignet sich besonders Wasserstoff. Er lässt sich klimaneutral auf Basis
erneuerbarer Energien erzeugen (sogenannter "grüner Wasserstoff") und in einer Vielzahl
von Anwendungen einsetzen (z. B. in brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen, als Basis für
synthetische Kraft- und Brennstoffe und bei der Stahlerzeugung als Ersatz für Steinkohlen-
Koks). Mit dem Einsatz von Wasserstoff kann das Energie-Angebot saisonal und
überregional besser dem Bedarf angeglichen werden. Daher beabsichtigt die
Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Wasserstoff-Strategie einen zügigen
Markthochlauf zu unterstützen, wobei der Schwerpunkt der Förderung zunächst auf große
industrielle Verbraucher und die ansteigende Nachfrage im Mobilitäts-Bereich gelegt werden
wird.
Der Betreiber des Kraftwerkes Mehrum sieht in der Erzeugung von Wasserstoff durch
Elektrolyse von Wasser mittels Strom aus erneuerbaren Energien eine Möglichkeit, den
Standort in Mehrum weiter als Energiestandort zu nutzen und dem Personal (derzeit etwa
120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) eine Zukunftsperspektive zu bieten und Weichen für
Zukunftskonzepte für das gesamte Gelände zu stellen. Die Standort-Voraussetzungen
werden dafür als prädestiniert angesehen (Lage am Mittellandkanal mit Hafenanlagen,
Knotenpunkt von Stromleitungen verschiedener Spannungsebenen, vorhandene
doppelsträngige Gas-Pipeline, die zum Transport von Wasserstoff geeignet wäre). Mehrum
wäre als Produktionsstätte von Wasserstoff außerdem eine sehr gute Ergänzung zu dem
wissenschaftlichen Wasserstoff-Campus, der im nahegelegenen Salzgitter entsteht.
Der Kraftwerksbetreiber Mehrum hat am 06.03.2020 einen Workshop mit 10 regionalen
Projektpartnerinnen und -partnern veranstaltet. Dazu gehörten neben dem Anlagenbetreiber
Kraftwerk Mehrum, den Firmen Siemens als Anlagen-Hersteller, BS Energie und
Volkswagen Kraftwerke als voraussichtliche Wasserstoff-Verbraucher (später kam noch
Tool-Fuel hinzu), die Netzbetreiber Tennet und Gasunie, Vertreter der Landesregierung
(Wirtschafts- und Umweltministerium) und der Forschung (Institut für elektrische
Energiesysteme der Leibnitz Universität Hannover und das Karlsruher Institut für
Technologie KIT).
Dabei wurde vereinbart, gemeinsam eine Machbarkeitsstudie zur Untersuchung der
technischen und ökonomischen Parameter für die Entwicklung eines Wasserstoff-Zentrums
am Standort Mehrum in Auftrag zu geben. Damit ist der zunächst wichtigste Schritt
eingeleitet. Die Studie wird voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2020 belastbare
Szenarien aufzeigen. Der Kraftwerksbetreiber Mehrum beabsichtigt, gemeinsam mit dem
Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN) und dem in der Entstehung befindlichen
Energiecampus Salzgitter ein Akteurs-Netzwerk für die Nutzung von Wasserstoff zu bilden.
Diese Entwicklungen sind im Hinblick auf den Klimaschutz im Landkreis Peine sehr zu
begrüßen. Die Klimaschutzagentur hat ergänzend den Kontakt zwischen dem
Geschäftsführer des Kraftwerkes Mehrum und dem Planer des Energiequartierskonzeptes
Mehrum (Prof. Kühl / Low-E Ingenieurgesellschaft) hergestellt, so dass in den Betrachtungen
für das Quartierskonzept auch innovative Ansätze, wie die Wasserstoff-Erzeugung,
-Speicherung und deren wärme- und stromseitige Umsetzung mitberücksichtigt und
planerische Synergieeffekte genutzt werden können. Im Rahmen des Quartierskonzeptes
werden insbesondere die Möglichkeiten der Einbindung erneuerbarer Energien im Umfeld
von Mehrum untersucht. Die Erarbeitung des Quartierskonzeptes wird entsprechend dem
Beschluss des Rates der Gemeinde Hohenhameln vom 24.09.2020 demnächst beauftragt.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums am
Standort des Kraftwerkes Mehrum werden eine erste Grundlage für weiterführende Prüf-
und Realisierungsschritte im näheren Wirtschaftsraum sein. Dazu sollen mit der
Region Hannover und dem Regionalverband Braunschweig weiterführende Aktivitäten und
Synergien für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums erarbeitet und abgestimmt
werden.
Um die Planungen frühzeitig hinsichtlich eines in der Region koordinierten Auftretens bei der
Akquise von Fördermitteln abzustimmen, soll auf Empfehlung der wito Mitte November ein
online-Auftaktmeeting stattfinden, an dem neben dem Geschäftsführer des Kraftwerkes
Mehrum und Projekt-Partnern aus der Fachbranche auch das Projektbüro Südostnieder-
sachsen (SON) der Allianz für die Region und des Amtes für regionale Landentwicklung sowie ein Vertreter der Verwaltungsspitze des Landkreises Peine teilnehmen werden.
Ziele / Wirkungen:
Die Nutzung von Wasserstoff als Energiespeichermedium ist derzeit die vielversprechendste
technische Möglichkeit für die erforderliche Dekarbonisierung in industriellem Maßstab. Es
wird angestrebt, den Landkreis Peine als Standort für diese innovative Schlüsseltechnologie
zu etablieren.
Ressourceneinsatz:
Die Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums am Standort des
Kraftwerkes Mehrum wird von den o. g. unmittelbaren Projektpartnerinnen und -partnern
finanziert. Nach Presseangaben vom 18.09.2020 liegen die Kosten für das Gutachten bei
ca. 120.000 €.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie, die voraussichtlich Ende des
Jahres 2020 vorliegen, werden für die weiteren Schritte wegweisend sein. In Ergänzung der
konzeptionellen Machbarkeitsstudie werden alle möglichen und erforderlichen Schritte
eingeleitet, um zum einen die Schlüsseltechnologie „Wasserstoff“ im Landkreis Peine zu
etablieren als auch den wissenschaftlichen Transfer zum Wasserstoff-Campus Salzgitter für
weitere Synergien auszubauen.
Prävention/Nachhaltigkeit – Klima-, Umwelt- und Naturschutz:
Die aufgeführten Maßnahmen dienen der Nutzung von Wasserstoff als
Energiespeichermedium, um damit einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von
Treibhausgasemissionen zu leisten. Daher sind sie nachhaltigkeitsrelevant für den Klima-,
Umwelt- und Naturschutz. Es wird auf das Integrierte Klimaschutzkonzept 2013 des Landkreises Peine verwiesen.
Anlagen: | |||||
Nr. | Name | ||||
1 | AntragCDU-Kreistagsfraktion-Wasserstoffzentrum (661 KB) |