Inhalt

Vorlage - 2020/775  

Betreff: Entwicklung eines Wasserstoffzentrums am Standort des Steinkohle-Kraftwerks Mehrum
Status:öffentlichVorlage-Art:Informationsvorlage
Federführend:Fachdienst Umwelt Bearbeiter/-in: Brandt, Silke
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz Kenntnisnahme
17.11.2020 
Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Verbraucherschutz zur Kenntnis genommen   

Finanzielle Auswirkungen
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
AntragCDU-Kreistagsfraktion-Wasserstoffzentrum  


 

Im Budget enthalten:

---

Kosten (Betrag in €):

---

Mitwirkung Landrat:

nein

Qualifizierte Mehrheit:

nein

Relevanz

Gender Mainstreaming

nein

Migration

nein

Prävention/Nachhaltigkeit

ja

Bildung

nein

Klima-/Umwelt-/Naturschutz

ja

 

 


 

 


 

Der als Anlage beigefügte Antrag der CDU-Kreistagsfraktion vom 12.9.20 auf Behandlung im

KA / KT wurde entsprechend Vorlage 2020/743 in den Sitzungen von KA und KT am 07.10.20 zur weiteren Beratung in den Fachausschuss verwiesen.

 

Inhaltsbeschreibung:

 

Das in den 1960er Jahren in Betrieb genommene Steinkohle-Kraftwerk Mehrum mit einer

Leistung von ca. 750 Megawatt wird im Zuge der deutschlandweiten Beendigung der

Kohleverstromung stillgelegt und wird spätestens 2026 vom Netz gehen.

 

Im Zuge der Energiewende hin zu einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren

Energien wird zukünftig einer flexiblen und langfristigen Speichermöglichkeit für Energie und

der netzdienlichen Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr eine immer höhere

Bedeutung zukommen. Zur Energiespeicherung, die über batterieelektrische Kapazitäten

hinausgeht, eignet sich besonders Wasserstoff. Er lässt sich klimaneutral auf Basis

erneuerbarer Energien erzeugen (sogenannter "grüner Wasserstoff") und in einer Vielzahl

von Anwendungen einsetzen (z. B. in brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen, als Basis für

synthetische Kraft- und Brennstoffe und bei der Stahlerzeugung als Ersatz für Steinkohlen-

Koks). Mit dem Einsatz von Wasserstoff kann das Energie-Angebot saisonal und

überregional besser dem Bedarf angeglichen werden. Daher beabsichtigt die

Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Wasserstoff-Strategie einen zügigen

Markthochlauf zu unterstützen, wobei der Schwerpunkt der Förderung zunächst auf große

industrielle Verbraucher und die ansteigende Nachfrage im Mobilitäts-Bereich gelegt werden

wird.

Der Betreiber des Kraftwerkes Mehrum sieht in der Erzeugung von Wasserstoff durch

Elektrolyse von Wasser mittels Strom aus erneuerbaren Energien eine Möglichkeit, den

Standort in Mehrum weiter als Energiestandort zu nutzen und dem Personal (derzeit etwa

120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) eine Zukunftsperspektive zu bieten und Weichen für

Zukunftskonzepte für das gesamte Gelände zu stellen. Die Standort-Voraussetzungen

werden dafür als prädestiniert angesehen (Lage am Mittellandkanal mit Hafenanlagen,

Knotenpunkt von Stromleitungen verschiedener Spannungsebenen, vorhandene

doppelsträngige Gas-Pipeline, die zum Transport von Wasserstoff geeignet wäre). Mehrum

wäre als Produktionsstätte von Wasserstoff außerdem eine sehr gute Ergänzung zu dem

wissenschaftlichen Wasserstoff-Campus, der im nahegelegenen Salzgitter entsteht.

Der Kraftwerksbetreiber Mehrum hat am 06.03.2020 einen Workshop mit 10 regionalen

Projektpartnerinnen und -partnern veranstaltet. Dazu gehörten neben dem Anlagenbetreiber

Kraftwerk Mehrum, den Firmen Siemens als Anlagen-Hersteller, BS Energie und

Volkswagen Kraftwerke als voraussichtliche Wasserstoff-Verbraucher (später kam noch

Tool-Fuel hinzu), die Netzbetreiber Tennet und Gasunie, Vertreter der Landesregierung

(Wirtschafts- und Umweltministerium) und der Forschung (Institut für elektrische

Energiesysteme der Leibnitz Universität Hannover und das Karlsruher Institut für

Technologie KIT).

Dabei wurde vereinbart, gemeinsam eine Machbarkeitsstudie zur Untersuchung der

technischen und ökonomischen Parameter für die Entwicklung eines Wasserstoff-Zentrums

am Standort Mehrum in Auftrag zu geben. Damit ist der zunächst wichtigste Schritt

eingeleitet. Die Studie wird voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2020 belastbare

Szenarien aufzeigen. Der Kraftwerksbetreiber Mehrum beabsichtigt, gemeinsam mit dem

Energieforschungszentrum Niedersachsen (EFZN) und dem in der Entstehung befindlichen

Energiecampus Salzgitter ein Akteurs-Netzwerk für die Nutzung von Wasserstoff zu bilden.

 

Diese Entwicklungen sind im Hinblick auf den Klimaschutz im Landkreis Peine sehr zu

begrüßen. Die Klimaschutzagentur hat ergänzend den Kontakt zwischen dem

Geschäftsführer des Kraftwerkes Mehrum und dem Planer des Energiequartierskonzeptes

Mehrum (Prof. Kühl / Low-E Ingenieurgesellschaft) hergestellt, so dass in den Betrachtungen

für das Quartierskonzept auch innovative Ansätze, wie die Wasserstoff-Erzeugung,

-Speicherung und deren wärme- und stromseitige Umsetzung mitberücksichtigt und

planerische Synergieeffekte genutzt werden können. Im Rahmen des Quartierskonzeptes

werden insbesondere die Möglichkeiten der Einbindung erneuerbarer Energien im Umfeld

von Mehrum untersucht. Die Erarbeitung des Quartierskonzeptes wird entsprechend dem

Beschluss des Rates der Gemeinde Hohenhameln vom 24.09.2020 demnächst beauftragt.

 

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums am

Standort des Kraftwerkes Mehrum werden eine erste Grundlage für weiterführende Prüf-

und Realisierungsschritte im näheren Wirtschaftsraum sein. Dazu sollen mit der

Region Hannover und dem Regionalverband Braunschweig weiterführende Aktivitäten und

Synergien für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums erarbeitet und abgestimmt

werden.

 

Um die Planungen frühzeitig hinsichtlich eines in der Region koordinierten Auftretens bei der

Akquise von Fördermitteln abzustimmen, soll auf Empfehlung der wito Mitte November ein

online-Auftaktmeeting stattfinden, an dem neben dem Geschäftsführer des Kraftwerkes

Mehrum und Projekt-Partnern aus der Fachbranche auch das Projektbüro Südostnieder-

sachsen (SON) der Allianz für die Region und des Amtes für regionale Landentwicklung sowie ein Vertreter der Verwaltungsspitze des Landkreises Peine teilnehmen werden.

 

 

 

 

 

Ziele / Wirkungen:

 

Die Nutzung von Wasserstoff als Energiespeichermedium ist derzeit die vielversprechendste

technische Möglichkeit für die erforderliche Dekarbonisierung in industriellem Maßstab. Es

wird angestrebt, den Landkreis Peine als Standort für diese innovative Schlüsseltechnologie

zu etablieren.

 

 

Ressourceneinsatz:

 

Die Machbarkeitsstudie für die Entwicklung eines Wasserstoffzentrums am Standort des

Kraftwerkes Mehrum wird von den o. g. unmittelbaren Projektpartnerinnen und -partnern

finanziert. Nach Presseangaben vom 18.09.2020 liegen die Kosten für das Gutachten bei

ca. 120.000 €.

 

 

Schlussfolgerung:

 

Die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie, die voraussichtlich Ende des

Jahres 2020 vorliegen, werden für die weiteren Schritte wegweisend sein. In Ergänzung der

konzeptionellen Machbarkeitsstudie werden alle möglichen und erforderlichen Schritte

eingeleitet, um zum einen die Schlüsseltechnologie „Wasserstoff“ im Landkreis Peine zu

etablieren als auch den wissenschaftlichen Transfer zum Wasserstoff-Campus Salzgitter für

weitere Synergien auszubauen.

 

 

Prävention/Nachhaltigkeit – Klima-, Umwelt- und Naturschutz:

 

Die aufgeführten Maßnahmen dienen der Nutzung von Wasserstoff als

Energiespeichermedium, um damit einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von

Treibhausgasemissionen zu leisten. Daher sind sie nachhaltigkeitsrelevant für den Klima-,

Umwelt- und Naturschutz. Es wird auf das Integrierte Klimaschutzkonzept 2013 des Landkreises Peine verwiesen.


 

 


Antrag der CDU-Kreistagsfraktion vom 12.09.2020

 

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 AntragCDU-Kreistagsfraktion-Wasserstoffzentrum (661 KB)